GÖRLITZER SÜDSEE(T)RÄUME
GÖRLITZER SÜDSEE(T)RÄUME
Thema
Südlich von Görlitz in Sachsen liegt das ehemalige Braunkohleabbaugebiet Berzdorf, dessen Restloch im Zuge einer Renaturierung geflutet wurde und heute eine neue Seelandschaft, den Görlitzer Süd See, hervorbringt. In dieser Bearbeitung wird der Umgebung um den See neue Qualitäten zugeordnet, um die Attraktivität und den Tourismus der Region zu steigern. Vertiefend bezieht sich die Ausarbeitung auf eine Jugendherberge, einen Kanu- und Ruderclub mit Tribüne und Regattabahn.
Gesamtkonzept
Um die einzelnen Qualitäten des Sees herauszuarbeiten, wird der Görlitzer Süd See in drei Bereiche gegliedert. Die Qualität des Nordens liegt in der attraktiven Südausrichtung mit Hanglage und wird als „ruhiger“ Bereich, der durch eine lockere, rücksichtsvolle Bebauung gekennzeichnet ist, ausgebildet. Der Süden wird als aktiver Bereich mit Wassersport und einer flächigen, verdichteten Bebauung entwickelt. Das Areal zwischen Norden und Süden wird weitestgehend unberührt von baulichen Maßnahmen naturbelassen. Hier werden lediglich einzelne Punkte, wie der Aussichtsturm im Westen und der „Restort“ Deutsch Ossig, gestärkt. Zur Stärkung des Ortes wird die Jugendherberge, der Kanu- und Ruderclub, sowie die Regattabahn mit Tribüne hier verortet.
Konzept Deutsch Ossig
Deutsch Ossig ist gekennzeichnet durch mehrere Hofanlagen in grüner Umgebung mit denkmalpflegerisch wertvoller, jedoch stark sanierungsbedürftiger Altbausubstanz. Durch die Sanierung der Hofanlagen, die Zuordnung neuer Nutzungen und die Platzierung der Jugendherberge, des Ruder- und Kanuclubs, sowie der Tribüne für die Regattabahn im Süden von Deutsch Ossig soll der Ort neue Qualitäten und eine neue Identität erhalten.
Gebäudekonzept und Organisation
Aufgrund der topografischen Besonderheiten des ehemaligen Abbaugebiets wurde eine Gebäudeform gewählt, die sich entlang der Geländekante anschmiegt. Dadurch entstehen zwei Ebenen. Über die östliche obere Ebene wird der Gebäudekomplex per Auto, Bus und Bahn erschlossen. Auf der westlichen unteren Ebene, der Seeebene, ist der Gebäudekomplex von Fußgängern, Radfahren und jeglichen Nutzern des Seerundwegs und des Sees erreichbar. Die Innere Erschließung des Gebäudekomplexes erfolgt über einen Mittelgang durch alle Gebäudeteile parallel zur Geländekante mit Querverbindungen zu beiden Ebenen. Durch Durchbrüche wird der Gebäudekomplex in die unterschiedlichen Nutzungsbereiche Jugendherberge, Sportbereich und Lagerhalle unterteilt. Aufgrund des Anspruchs, das Gebäude in die Geländekante einzufügen, dadurch die Geschosszahl gering zu halten und den Großteil der Aufenthaltsräume und Gästezimmer zum See hin auszurichten ist ein langgezogener Gebäudekomplex entstanden, dessen einheitliche Gestaltung die Zusammengehörigkeit der Gebäudeteile verdeutlicht.
Jugendherberge: Grundriss EG (nördlicher Gebäudeteil)
Jugendherberge: Grundriss UG (nördlicher Gebäudeteil)
Jugendherberge: Ansicht Seeseite (nördlicher Gebäudeteil)
Kanu-/Ruderclub und Tribüne: Grundriss EG (südlicher Gebäudeteil)
Kanu-/Ruderclub und Tribüne: Grundriss UG (südlicher Gebäudeteil)
Kanu-/Ruderclub und Tribüne: Ansicht Seeseite (südlicher Gebäudeteil)
Konstruktion und Energetik
Der Gebäudekomplex wird aufgrund seiner Lage in der Natur, der großen Nutzung durch Kinder und Jugendlichen und im Sinne der Nachhaltigkeit mit ökologisch nachhaltigen und umweltbewussten Materialien gestaltet. Aufgrund dessen wird für die Konstruktion als Hauptbaumaterial Holz aus regionalen Wäldern verwendet. Das Haupttragwerk besteht aus einer Holzrahmenkonstruktion, welche den Windkräften in Querrichtung standhält. Das Material Holz findet sich auch in der Fassade wieder. Hier wird durch eine vertikal aufgebrachte Lattung die Horizontale des Gebäudekomplexes unterbrochen. Auch im Innenbereich des Gebäudes wurde auf ökologisch nachhaltige Materialien Wert gelegt. Für die benötigte Energie wird eine regenerative Energieversorgung zu Grunde gelegt. Die Energie für Wärme und Kühlung wird durch Geothermie erreicht. Als Unterstützung zu diesem System wird eine thermische Solaranlage auf dem Dach angebracht. Verschiebliche und drehbare Lamellen vor den Fenstern minimieren die Sonneneinstrahlung und vermindern die sommerliche Aufheizung. Um Wärmeverluste durch unsachgemäßes Lüften zu vermeiden besteht das Gebäude hauptsächlich aus nicht öffenbaren Fenstern. Zur kontrollierten Be- und Entlüftung wird daher eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der für das Gebäude benötigte Strom wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert.